AKUTE CHOLEZYSTITIS
Akute Gallenblasenentzündung, Cholezystolithiasis
Was ist das?
Eine „-itis“ (lat.) bezeichnet stets eine Entzündung. In diesem Fall betrifft sie die Gallenblase. Spielen bei der Entstehung Gallensteine eine Rolle spricht man von einer „-lithiasis“ (griech.). Ein akutes Krankheitsgeschehen hat einen schnellen Beginn und klingt innerhalb kurzer Zeit vier vollständig ab.
Die Galle wird in der Leber produziert und im Dünndarm dem Nahrungsbrei beigemischt. Sie enthält verschiedene Stoffe, die für die Verdauung von Nahrungsbestandteilen wichtig sind. Außerdem werden über die Galle verschiedene Abfallstoffe ausgeschieden. Ein Teil der Galle gelangt nicht direkt in den Darm, sondern wird in der direkt an der Leber liegenden Gallenblase gespeichert und z.B. nach einer Mahlzeit abgegeben.
Wie entsteht es?
Die bei weitestem häufigste Ursache für eine akute Gallenblasenentzündung sind Gallensteine. Diese können den Abfluss der Gallenblase verstopfen oder direkt die Schleimhaut reizen. In beiden Fällen kommt es in der Folge zu einer Entzündungsreaktion, die zunächst abkteriell ist. Erst im Verlauf können Darmbakterien die entzündete Gallenblase infizieren.
Sehr viele Menschen entwickeln in ihrem Leben Gallensteine, doch nur etwa 20% haben Beschwerden. Neben der Cholezystitis sind dies sehr schmerzhafte Gallenkoliken, wenn ein Stein sich im Ausführungsgangsystem verklemmt und der Körper versucht ihn herauszupressen.
Es gibt ein paar tyspische Risikofaktoren für die Entstehung von Gallensteinen, die sog. „5 F’s“: Weibliches Geschlecht (female), Übergewicht (fat), Alter über 40 (forty), viele Geburten (fertile), heller Haut- und Haartyp (fair).
Was merkt man?
Eine akute Cholezystitis macht ganz charakteristische Schmerzen im rechten Oberbauch unter dem Rippenbogen. Sind Gallensteine die Ursache für die Beschwerden können zu dem Dauerschmerz außerdem krampfartige Kolikschmerzen hinzukommen. Begleitende Symptome sind Übelkeit und Erbrechen, Schweißausbrüche und ggf. auch Fieber, wenn es zu einer bakteriellen Infektion kommt.
Die Beschwerden werden typischerweise verstärkt durch den Genuss von fettigen Speißen, Alkohol oder Kaffee. Diese Stoffe fördern die Galleproduktion.
Bei einem Gallestau in Folge der Entzündung oder durch einen Stein kommt es im schwersten Fall zu eine gelben Verfärbung von Haut und Augen, einer Entfärbung des Stuhls und einer Braunfärbung der Urins. Ursache sind die steigenden Konzentrationen an Gallenfarbstoff (Bilirubin) im Blut. Dorthin tritt dieser über, wenn der normal Abfluss blockiert ist.
Wie stelle ich es fest?
Bei der körperlichen Untersuchung gibt es zwei Zeichen, die eine Erkrankung der Gallenblase vermuten lassen. Das Murphy-Zeichen ist positiv, wenn beim Einatmen die Gallenblase gegen die unter den rechten Rippenbogen tastenden Finger stößt und der ausgelöste Schmerz den Patienten am weiteren Einatmen hindert. Das Courvoisier-Zeichen dagegen bezeichnet das schmerzlose Tasten einer prall-elastischen Gallenblase unter dem rechten Rippenbogen. Es ist nicht zwingend ein Hinweis auf eine Entzündung, spricht jedoch für einen Stau in der Gallenblase.
Im Labor werden verschiedene entzündungs- und galletypische Parameter untersucht. Ein erhöhtes CRP und erhöhte Leukozyten sind eine Hinweis auf eine Entzündung ganz allgemein. Erhöhte sog. Cholestaseparameter (Gamma-GT und Alkalische Phosphatase) sprechen für einen Gallestau, ebenso, wie ein erhöhtes Bilirubin. Auch die Leberwerte können in Folge der örtlichen Nähe des Geschehens erhöht sein.
Das wichtigste diganostische Instrument ist der Ultraschall. Er zeigt einen Gallestau durch eine Vergrößerung der Gallenblase. Mit ihm lassen sich Steine in der Blase und im Gangsystem darstellen. Eine entzündlich veränderte Gallenblase hat eine verdickte und oft dreigeschichtete Wand, die man im Utraschall ebenfalls sehr zuverlässig darstellen kann.
Eine weitere Methode ist die ERCP, die neben einer Darstellung des Gangsystems außerdem bereits eine Therapieoption bietet. Im Rahmen einer ERCP können Steine aus dem Gangsystem geborgen werden und der freie Abfluss kann schon allein zu einer Erholung der Entzündung führen. Nur einigen Fällen, meist wenn die Durchführung einer ERCP nicht möglich ist, kann eine MRCP (eine Darstellung des Gangsystems mittels MRT-Untersuchung) zusätzliche Informationen bringen.
Was kann man tun?
Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Therapieansätze:
1. Konservativ: Man behandelt nur die Symptome der Erkrankung, ohne die Ursache zu beheben. Mit Bettruhe, leichter Kost/Nahrungskarenz und krampflösenden Medikamenten (typischerweise Butylscopolamin) und Schmerzmitteln (keine Opiate!) wartete man auf ein Abklingen der Beschwerden und hoffentlich einen Steinabgang. Ergänzend gibt man bei Fieber oder erhöhten Entzündungswerten Antibiotika, häufig die Kombination aus Cefuroxim und Metronidazol, die das typische Keimspektrum des Magen-Darm-Traktes abdeckt.
Nach erfolgreicher Behandlung empfiehlt sich im Folgenden auf eine fettreduzierte Diät zu achten um wiederkehrende Beschwerden zu verhindern.
2. Interventionell: Mit der bereits erwähnten ERCP lassen sich Steine bergen. Diese Technik kommt meist dann zum Einsatz, wenn einer der großen Gänge verlegt ist. Über die richtige Reihenfolge von OP und ERCP lässt sich viel und unergiebig streiten.
3. Operativ: Die Gallenblase wird heute routinemäßig über eine Bauchspiegelung entfernt. Nur bei vielfältigen Voroperationen entscheidet man sich ggf. zu einer offenen OP mit einem kleinen Schnitt unter dem rechten Rippenbogen. Die Gallenblase wird mit allen darin enthaltenen Steinen entfernt und der zuführende Gang mit einem Clip verschlossen. Eine Indikation für eine Operation besteht jedoch nur bei Beschwerden, entweder im Sinne eienr Gallenkolik oder einer Entzündung. Zufällig entdeckte Steine in der Gallenblase ohne Symptome werden nicht vorbeugend operiert.
Diese Information ersetzt keinen Arztbesuch und erhebt keinen Anspruch auf Richtigkeit oder/und Vollständigkeit.
– Spekulantin