Arzt an Bord

Zu Risiken und Nebenwirkungen…..


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PET-CT

Die Positronen-Emissions-Tomographie, Abkürzung PET, ist als Variante der Emissionscomputertomographie ein bildgebendes Verfahren der Nuklearmedizin, das Schnittbilder von lebenden Organismen erzeugt, indem es die Verteilung einer schwach radioaktiv markierten Substanz (Radiopharmakon) im Organismus sichtbar macht und damit biochemische und physiologische Funktionen abbildet (funktionelle Bildgebung). Sie beruht auf der gleichzeitigen Detektion zweier Gammastrahlungs-Photonen, die nach dem Zerfall eines Positronen emittierenden Radionuklids (β+-Zerfall) entstehen.

(Quelle wikipedia)

Die PET-CT wird bei der Diagnostik von einigen Tumoren zur genauen Tumorlokalisation, Metastasierungsstand und Therapieverlaufsüberwachung angewandt. Bei uns schlug vor einiger Zeit eine Patientin auf, die eigentlich von den Dermatologen betreut, schließlich von den Plastischen Chirurgen operiert wurde und nun in der Orthopädie landete. Weil der Fall so eindrücklich war und das Schicksal der Patienten bewegend, möchte ich ihn hier schildern und euch gleichzeitig anhand von einigen ausgewählten Bildern zeigen, was man mit der PET-CT-Aufnahmeart alles erreichen kann.

Die Patientin, nennen wir sie Frau Bela, hatte, bevor sie zu uns in die Orthopädie kam, bereits mehrere Operationen und Therapien über sich ergehen lassen müssen. Ausgangspunkt war ein sog. malignes Melanom – zu deutsch: Hautkrebs. Diesen hatte man ihr in der Dermatologie diagnostiziert und dann zusammen mit den Plastischen Chirurgen vom Oberschenkel entfernt und ein recht großes Stück vom Muskel entfernen müssen. Um den Defekt zu „decken“ hatte man Haut transplantiert und damit den Oberschenkel wieder einigermaßen ansehnlich gestaltet.

Einige Zeit später kommt die Patientin zur regulären Verlaufskontrolle und im Kontroll-CT, das man von der Lunge angefertigt hat, um Metastasen auszuschließen, fallen plötzlich beidseitige unklare Raumforderungen auf, die auch in der Wirbelsäule zu sehen sind. Weil bei der zugrunde liegenden Diagnose eines malignen Melanoms die Prognose bei Metastasen deutlich reduziert ist und man schnell mit einer möglichen Therapie beginnen muss, wird ein PET-CT angefertigt. Die Frage, die den Radiologen zur Befundung gestellt wird ist: wie groß ist die Tumorausdehnung  und -ausbreitung im Körper der Patientin?

Nun fertigten die Radiologen das PET-CT an, d.h. sie fertigten eine CT-Aufnahme des Körpers der Patientin an und im gleichen Schritt eine Röhre weiter wurde nach Applikation eines radioaktiven Markers die Konzentration des Markers im Körper gemessen. Wenn man nun beide Bilder übereinander legt, kann man mit den CT-Aufnahmen farblich diejenigen Regionen markieren, in denen sich der Marker besonders angesammelt hat. Dies ist Zeichen für besonders hohen Stoffwechsel, wie er gewöhnlich in Tumoren vorkommt.

Ich habe euch nun einige Aufnahmen herausgesucht, die ich im folgenden dann gemeinsam mit dem Befund des Radiologens erklären werde.  Weiterlesen


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Eine Woche in Altrosa

Es hat tatsächlich geklappt! Nach wochenlangem Organisationsaufwand konnte ich eine Woche im Kreissaal bei den Hebammen hospitieren. Zum ersten Mal seit dem Pflegepraktikum habe ich wieder Schichtdienst gearbeitet und hatte endlich mal wieder Zeit für die Betreuung der Patientinnen.

Und es fing auch gleich super an. Montag früh in der Übergabe bekam ich einen altrosa Kittel und wurde einer jungen Hebamme zugeteilt, die an diesem Tag wahrscheinlich mehr Teaching mit mir gemacht hat, als das gesamte Ärzteteam in den 2 Monaten zuvor. Ich habe meinen ersten Katheter gelegt, meine erste frischgebackene Mutter auf Station übergeben und nebenher unglaublich viel über die Versorgung von Mutter und Kind nach der Geburt gelernt. Und es ist wirklich wahr, dass ich die Geburtshilfe aus einer ganz anderen Perspektive erlebt habe.

Das fängt schon damit an, dass wir nach der Übergabe in den Kreissaal gegangen sind um uns vorzustellen und ich ab diesem Zeitpunkt den Kreissaal nicht mehr verlassen habe. Ich habe viel über Frau Sanft erfahren, die dort unter Geburt lag. Sie hat von ihren beiden großen Jungs erzählt, von ihrem Haus, davon wie es nach der Geburt weiter gehen soll. Natürlich hat man immer wieder einen Blick auf das CTG geworfen, aber der Mensch da auf dem Kreisbett stand einfach viel mehr im Vordergrund. Leider ging es nicht so voran, wie ich ihr das gewünscht hätte. Frau Sanft war bereits seit dem vergangenen Abend mit regelmäßigen Wehen im Kreissaal und hatte auch über Nacht gut eröffnet. Aber seitdem war der Kopf des Kindes nicht tiefer getreten. Man merkte ihr deutlich an, wie erschöpft sie inzwischen war. Trotzdem folgte sie ohne zu murren den Anweisungen zur Wechsellagerung um so das Kind vielleicht ins Becken zu schaukeln.

Und dann wurde es plötzlich hektisch. Innerhalb von einer halben Stunde sammelten sich 2 Assistenzärztinnen und eine Oberärztin im Kreissaal. Jeder bestand darauf vaginal zu untersuchen um sich selbst ein Bild zu machen. Ich stellte meinen Stuhl ganz ans Kopfende des Bettes um ein bisschen aus dem Getümmel zu entfliehen. Ganz offenbar machte man sich Sorgen und darüber wurde auch fleißig diskutiert – irgendwo zwischen den Beinen von Frau Sanft. Und als Francesca dann plötzlich von dort auftauchte und verkündete, dass man schnell eine Sectio machen würde, war ich fast genauso überrascht, wie die werdende Mutter. Klar, das CTG war nicht schön und es zeigte sich kein Fortschritt der Geburt. Und am Ende war es auch sicher die richtige Entscheidung. Die Kleine schwamm in dick grünem Fruchtwasser, die Nabelschnur zweimal um den Hals und einmal um die Schulter gewickelt. Natürlich wäre eine vaginale Geburt so nicht möglich gewesen, schon die Entwicklung beim Kaiserschnitt war schwierig.

Aber das ist gar nicht der Punkt. Weiterlesen


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Frau Jung hat Fragen und Frau Ivanova hat keine Zeit

Orthopädix letzter Artikel hat auch bei mir ein paar Gedanken losgetreten. Ich musste wieder an zwei ganz unterschiedliche Patientinnen denken, die mir in den letzten Wochen in der Sprechstunde begegnet sind:

Frau Jung ist extra aus der Schweiz angereist. Sie hat jetzt schon über eine halbe Stunde gewartet, weil der Chef noch im OP stand. Das passt ihr nicht und das teilt sie uns auch sofort mit. Alles an ihr wirkt ein bisschen forsch. Der weite Schritt mit dem sie zur Tür herein kommt, ihr fester Händedruck, der Ruck, mit dem sie den Stuhl zurück zieht. Sie sieht deutlich jünger aus als die 60 Jahre, die auf ihrer Akte stehen. Lange naturrote Haare fallen über ihre Schulter und sie streicht sie immer wieder zurück. Das wirkt wie eine Geste der Unsicherheit, die so gar nicht zu dieser selbstbewussten Frau passen mag. Ihre Augenlider sind dick grün geschminkt, die Lippen knallrot. Als der Chef das Wort ergreift, kann er noch nicht einmal den ersten Satz beenden, bevor sie ihm ins Wort fällt.

Frau Ivanova sitzt ganz klein auf ihrem Stuhl im Wartebereich. Sie ist schon gut über 60 und das sieht man ihr auch an. Eine zierliche Frau, irgendwie genauso grau wie ihre Haare. Sie kommt aus Russland, spricht aber gut Deutsch. Offenbar lebt sie schon länger hier. Sie ist alleine gekommen und genauso wirkt sie auch. Als Oberarzt Michael Schneider sie ins Sprechzimmer bittet, erschrickt sie ein bisschen. Dann nimmt sie ihr Tasche und folgt uns. Sie setzt sich auf den Stuhl am Schreibtisch und blickt uns aufmerksam an.

Frau Jung wird von ihrem Frauenarzt geschickt. Er hat bei der Vorsorge eine etwas erhöht aufgebaute Gebärmutterschleimhaut festgestellt und möchte nun, dass seine Patientin eine Ausschabung erhält. Der kleinste und wahrscheinlich am häufigsten durchgeführteste Eingriff in der Gynäkologie und absolute Routine. Frau Jung ist sich da nicht so sicher. Das sei ja schon ein Risiko. Und mit der Narkose… Zwei Sätze später ist ihr plötzlich wieder wichtiger, dass sie noch am selben Tag nach hause gehen kann. Nein, eigentlich möchte sie sogar direkt wieder in die Schweiz zurück fahren. Der Chef rät ihr sehr davon ab, aber die Nachwirkungen der Narkose, die sie gerade eben noch so kritisch gesehen hat, scheinen sie jetzt nicht mehr zu überzeugen.

Frau Ivanova ist im Haus bereits bekannt. Vor 5 Jahren wurde sie schon einmal hier behandelt. Brustkrebs lautete damals die Diagnose. Nach einem langen Marathon von OP, Bestrahlung und Hormontherapie war sie erst vor einigen Wochen zur letzten Kontrolle da. Alles in Ordnung mit der Brust. Dann kam jemand auf die Idee einen gynäkologischen Ultraschall zu machen. Irgendetwas schien mit der Gebärmutter nicht zu stimmen. Man hat eine Gewebeprobe entnommen und jetzt ist das Ergebnis der Histo da. Und das ist schlimmer als erwartet: Ein G3 Cervixkarzinom. Die Stagingbefunde sind genauso entmutigend: Der Tumor ist groß und wohl schon über längere Zeit gewachsen. Die Bildgebung lässt keine sichere Abgrenzung des Tumors zu. Frau Ivanova ist ganz still, während sie zuhört. Michael erklärt ihr, dass wir gerne wissen möchten, ob der Tumor bereits in Blase oder Darm hineingewachsen ist. Dann erst könne man über Therapiemöglichkeiten entscheiden. Deshalb würden wir eine Blasen- und eine Darmspiegelung machen. Sie nickt. Weiterlesen