Arzt an Bord

Zu Risiken und Nebenwirkungen…..

Gastartikel – Erfahrung aus der Gyn

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Der nachfolgende Text entstammt einer Mail einer deutschen Medizinstudentin, die für ihr Studium nach Rumänien ging und von dort ihre Erlebnisse schildert. Weil mich die Mail und deren Inhalt emotional sehr bewegt hat, erlaube ich mir (nach Rücksprache mit der Autorin und kleineren Kürzungen/Änderungen zur Wahrung der Anonymität), Auszüge aus ihrem Text für euch zu veröffentlichen, um euch zu zeigen, wie Medizin anderswo abläuft.
Ich weiß nicht, wie eine Abtreibung in Deutschland abläuft, ich hoffe nur inständig anders.

Hier wird die Frau in einen kleinen Raum geführt, wo schon ca. 8 Studenten, eine Krankenschwester und eine Ärztin stehen. Sie muss sich auf die Liege legen und dann starren 10 Augenpaare auf ihre „private parts“ mit Beleuchtung (traumhaft nicht wahr?!). Vorher hatte sie natürlich ihre Unterhose ausgezogen, in der nicht wie bei uns vllt eine Binde oder sowas ist, sondern  eine dicke Schicht Watte um die Blutung aufzufangen mit der Aborte in der Regel einher gehen. Das heißt wiederum, dass an der ganzen Vagina noch Wattereste kleben.

Dann wird mit der Hand vaginal untersucht. Und zwar vom Arzt, der Krankenschwester und den Studenten. Leider waren die meisten meiner Gruppe nicht so erpicht auf so eine vaginale Untersuchung, sodass die Ärztin eigentlich immer mir den Handschuh hingehalten hat. So an sich ist das ja nicht schlimm, aber diese Gerüche die ich da gerochen habe…unbeschreiblich. Manchmal waren die so intensiv, dass ich würgen musste. Ich habe mich gefragt, ob die Patienten sich nicht waschen bevor die zum Arzt gehen.

Die eigentliche Abtreibung fängt damit an, dass man mit einer langen, dünnen, spitzen Zange in die Vagina fährt und den Gebärmutterhals fixiert. Dann hat man ganz viele Stäbe, die in ihrer Dicke zunehmen, die man nacheinander einführt und so den Muttermund mechanisch auf dehnt. Das läuft hier alles ohne Betäubung oder Schmerzmittel und die Patientin fängt dann langsam an Schmerzen zu haben, zu jammern oder zu weinen. Ist der Muttermund bis zu einem gewissen Grad auf gedehnt, kann  man einen hohlen Stab einführen, der vorne eine Öffnung hat und die Gebärmutter aussaugen oder mit einer Art Schaber die Gebärmutter ausschaben. Spätestens an dieser Stelle weinen sie und sagen einem, dass sie es nicht mehr ertragen können und rufen Gott um Hilfe an (ooooh Domnezeuuuu, ajuuuuta ma, nuuuu mai pooot).

Das geht einem echt durch Mark und Bein wenn jemand so leidet. Ich kann das schlecht mit ansehen. Dazu kommen noch diese quietschenden Geräusche von dem Schaber und die Lautstärke des Absaugers. Als wir dann noch aufgefordert wurden selbst auch aus zu schaben war für mich echt das Maß aller Dinge voll. Das fühlt sich ganz rauh und hart an und du siehst wie durch dein Schaben Blut und Gewebe raus kommt.

Alles zusammen… furchtbar. Leider hatten wir das 2 Wochen fast jeden Tag im Rahmen des Gynäkologie-Praktikums. Nach ein paar Tagen bin ich schon gar nicht mehr mit in den Raum gegangen. Erstens weil man ja auch nichts neues mehr gelernt hat und zweitens weil es einfach schlimm war mitzuerleben.
Orthopaedix

Autor: Orthopaedix

bones and pain

3 Kommentare zu “Gastartikel – Erfahrung aus der Gyn

  1. Meine Güte… Wie sich das anhört könnte da schon das eine oder andere Mal das Ende der Gebärfähigkeit erreicht worden sein. 😦
    Liest sich jedenfalls wie eine Erfahrung, die man nicht braucht.

  2. Ich studiere auch in Rumänien im 11 Semester und wir haben momentan auch Gynäkologie. Die Verfasserin hat recht mit Ihrer Beschreibung, hier läuft es leider etwas „härter“ ab als in Deutschland, jedoch wurde nicht erwähnt warum. Hier fehlt das Geld für Schmerz und Betäubungsmittel für Ambulante Eingriffe wie diese, vorallem in Staatlichen Didaktischen Krankenhäusern. In Privaten Kliniken ist das natürlich anders. Aber das wissen die Patienten und sind es, so hart das auch klingen mag, gewöhnt. Bei einer Gastro oder Colonoskopie bekommt hier auch keiner eine Anästhesie. Und die Gerüche.. Nunja, Unikliniken behandeln die Menschen umsonst. Daher kommen viele arme Patienten in die Krankenhäuser die auf den Dörfern Leben und nunmal nicht die Hygienischen Voraussetzungen mitbringen die wir alle gerne hätten. Da müssen wir leider durch. Abgehärtet sind wir auf alle fälle. Jedoch dürfen wir, was in Deutschland nicht der fall ist, unglaublich viel selber an die Patienten. Ich habe in den letzten 4 Wochen bei über 7 Kaiserschnitten Assistiert, durfte nähen. Habe bei 9 Vaginalen Geburten 90% selber machen dürfen von Anfang bis Ende (mit den Ärzten in meinem Rücken zur Kontrolle natürlich). Ich habe bei Laparoskopischen eingriffen Assitieren dürfen. Und das ist nicht nur in der Gyn so, sondern in jedem Fach das wir seit dem 3 Jahr haben. Ich denke wir werden so sehr gut auf das Arbeitsleben vorbereitet, da wir extrem viel praktische Erfahrung mitbringen. Wir sind hier sehr viele Studenten aus Deutschland und sind sehr traurig das wir bald fertig mit dem Studium sind und hier weg gehen.

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